Die Vermögensübersicht

Einleitung

Kennt ihr den Hit „Ich wär‘ so gerne Millionär“?

Das ist ein Song von Die Prinzen. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde ich auf diese Band aufmerksam und fand ihre Musik Klasse.

Wer wäre nicht gerne Millionär?

Der Sänger gibt zu, wenig Ahnung von Geld zu haben und stinkfaul zu sein. Trotz seiner Unzulänglichkeiten will er aber auch nicht kriminell werden, um ans Geld zu kommen. Denn in den Knast möchte er nicht. Und auf reiche Witwen, die ihn heiß begehren, hat er auch keinen Bock. Er will Popstar werden und hofft, irgendwann im Geld zu schwimmen.

Ich hoffe, dass der Wunsch des Sängers in Erfüllung ging. Das würde ich ihm und der Band aus ganzem Herzen gönnen. Denn stinkfaul waren die mit ihren vielen Hits ganz gewiss nicht.

Natürlich kann ich euch nicht sagen, wie man Millionär wird. Darüber gibt es bereits viele Bücher. Darum geht es in diesem Beitrag auch nicht. Wir fangen hier viel kleiner an, mit einer Vermögensübersicht für private Haushalte.

Denn für alle gilt: Wer Millionär werden will, muss erst einmal wissen, was er schon hat. Erst dann kann er darüber nachdenken, wie er sein Vermögen künftig anlegen will.

Hast du eine Vermögensübersicht? Hast du einen Überblick über dein Gesamtvermögen in Euro-Beträgen und Prozentsätzen? Sind deine Anlagearten so in Ordnung? Oder möchtest du künftig eine andere Vermögensaufteilung haben? Verstehst du, was ich meine?

Im Folgenden werden wir lernen, wie eine Vermögensübersicht erstellt wird. Dabei geht es allein um das private Vermögen. Bei Firmen wird die Vermögensübersicht meist von Wirtschaftsprüfern oder Steuerberatern erstellt.

 

Braucht man eine Vermögensübersicht?

Die Vermögensübersicht ist der Ausgangspunkt der Vermögensanlage.

Alle privaten Haushalte sollten zusätzlich zur Überschussrechnung auch eine Vermögensübersicht anfertigen. Nur so weiß man, welches Vermögen man hat.

In der Übersicht findet man den Betrag des Geldes auf den Konten und den Wert der Anleihen und Aktien, die im Depot liegen. Ferner wird der Immobilienbesitz aufgelistet und die Edelmetalle (z.B. Gold).

Jeder, der von einer Bank oder Sparkasse einen Kredit aufnehmen möchte, braucht neben der Überschussrechnung, aus der das monatliche Einkommen und die Ausgaben hervorgehen, auch eine Vermögensübersicht. Aufgrund dieser Unterlagen wird entschieden, ob und in welcher Höhe ein Kredit gewährt werden kann.

Die Vermögensübersicht zeigt, in welche Werte man bereits investiert hat, und ist die Grundlage für die Entscheidung, in welche Anlagearten man künftig investieren möchte. Wenn man älter wird, braucht man die Vermögensübersicht zudem, um zu entscheiden, ob man sein Vermögen umschichten muss, um gut in der Rente zu leben. Denn die gesetzliche Rente allein reicht meist nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu erhalten.

Mit der Vermögensübersicht sollte man früh beginnen. Je früher man investiert, je stärker wächst das Vermögen. Außerdem hat man dann auch früh ein Schema, um sein Vermögen gezielt aufzubauen.

 

Die Phasen des Lebens

Das Leben läuft in Phasen ab. Am Anfang hat man meist wenig Geld übrig, um Geld anzulegen und Vermögen aufzubauen. Später hat man dann mehr Geld zum Anlegen.

Die erste Phase im Leben (Kinder, Jugendliche und Studierende) bedeutet, lernen, lernen und noch einmal lernen. Da hat man kein oder nur wenig Geld übrig. Das Geld kommt von den Eltern oder man erhält staatliche Zuschüsse nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Geldgeschenke könnte man aber bereits anlegen, anstatt sie auszugeben.

Erst in der zweiten Phase, wenn man erwachsen ist und das Berufsleben begonnen hat, erwirtschaftet man die ersten Überschüsse selbst. Diese werden aber häufig für Anschaffungen genutzt, Urlaube, Versicherungen, falls einem Partner was passiert, und ein Teil auch dazu, sich geldlich für Notfälle abzusichern (Notgroschen). In dieser Phase verpartnert man sich auch meist und bekommt Kinder. Die Überschüsse für die Geldanlage sind weiterhin knapp. Doch auch knappe Überschüsse wachsen mit der Zeit an, wenn sie angelegt werden.

Dann kommt die dritte Phase, in der man sich im Beruf etabliert hat. Nun fängt der Rubel an zu rollen. Das überschüssige Geld wird angelegt. Spätestens ab der dritten Lebensphase muss man die einzelnen Anlagearten, die in den Tabellen unten dargestellt werden, kennen. Es schadet aber nicht, wenn man sich schon früher damit befasst. Denn je früher man mit der Geldanlage beginnt, je größer wird das Vermögen.

Mit der sogenannten 72er Regel kannst du über den Daumen berechnen, wie lange es dauert, bis sich der von dir angelegte Überschuss verdoppelt. Dazu teilst du die Zahl 72 durch den Zinssatz, den du auf den Geldkonten erhältst, bzw. die Rendite der Wertpapiere in deinem Depot. Das kannst du in dem folgenden Link nachlesen:

https://extraetf.com/ch/wissen/72er-regel-wichtige-faustformel

Weitere Fundstellen findest du im Internet, wenn du nach der 72er Regel suchst. Es gibt viele.

Bei einem Zinssatz/einer Rendite von 4% brauchst du 18 Jahre bis aus 10.000 Euro ungefähr 20.000 Euro werden. Bei einem Zinssatz/einer Rendite von 8% brauchst du dafür nur 9 Jahre.

Bei der Geldanlage verweise ich hier auch auf meinen Beitrag über die Zinseszinsen. Zur Anlage in Anleihen und Aktien oder Fondsanlagen oder Anlagen in Exchange Traded Funds (ETFs) wird es noch ausführliche Beiträge auf dieser Webseite geben. Denn dort sind die Renditen höher als bei Geldanlagen.

Mit alles Anlagearten sollte man so früh wie möglich beginnen, aber auf keinen Fall später als in der dritten Phase des Lebens. Vorher kann man kleine Beträge in Fonds oder ETFs anlegen und wird von allen Banken und Sparkassen dazu beraten.

Nach der Blüte des Lebens kommt dann die vierte Phase, in der man schon an die Rente (bei Beamten die Pension) denkt. Hier muss dann überlegt werden, ob die Rente/Pension ausreicht, oder das Vermögen so umgeschichtet werden sollte, dass man monatlich Geld für das tägliche Leben daraus entnehmen kann. Denn in dieser Lebensphase hat man in der Regel weniger Geld zur Verfügung als vorher. Aber das ist natürlich unterschiedlich. Manche habe schon privat zusätzlich für die Rente vorgesorgt.

Alle Phasen im Leben können auch anders verlaufen. Bei den meisten Menschen läuft es aber wie oben beschrieben.

Auch vor diesem Hintergrund braucht man die Vermögensübersicht. Man muss immer wissen, wie das eigene Vermögen aufgebaut ist, ob man es anders aufbauen möchte und wie die Umschichtung erfolgen soll.

 

Wie sieht die Vermögensübersicht aus?

Deine Vermögensübersicht sollte all deine Besitztümer enthalten, die Geld generieren.

Es sollten neben dem Notgroschen und sonstigen Geldanlagen auf zinsbringenden Konten (z.B. Festgeld oder Geldmarktfonds) auch alle Wertpapiere aufgenommen werden, die in deinem Depot liegen. Das sind Anleihen und Aktien. Neben Einzelanleihen gibt es Anleihefonds und Anleihe-ETFs. Neben Einzelaktien existieren Aktienfonds und Aktien-ETFs. ETFs sind Fonds, die an der Börse gehandelt werden.

In deinem Depot findest du auch den jeweiligen Wert der Wertpapiere. Der ändert sich stetig. Deshalb solltest du deine Vermögensübersicht immer am Ende eines Jahres überprüfen.

Ferner gehört in die Vermögensübersicht der Wert deiner Immobilien (Wohnungen und Häuser), sofern du welche besitzt und sie vermietest. Wenn du die Immobilie selbst bewohnst, kannst du deren Wert natürlich auch aufnehmen. Wurde sie mit einem Kredit gekauft, natürlich nur den Wert, der bereits abgezahlt ist. Abzuziehen sind davon allerdings die Instandhaltungskosten. Der Wert von Wohnungen und Häusern ist nicht so leicht zu bestimmen. Neben den einzelnen Immobilien gibt es allerdings auch Immobilienfonds und Immobilen-ETFs.

Auch bei den Rohstoffen und Edelmetallen gibt es neben den Goldmünzen und Goldbarren Rohstoff- und Edelmetallfonds sowie Rohstoff- und Edelmetall-ETFs.

Um den Überblick zu behalten, sollten die Fonds und ETFs bei der ursprünglichen Anlageart aufgenommen werden. Wenn ich also einen Aktienfonds oder Aktien-ETF habe, sollte ich den unter der Anlageart Aktien aufführen. Wenn man sehr viele Einzelaktien hat, kann man die in einer Untertabelle auflisten und dann den Gesamtbetrag in die Obertabelle unter dem Begriff Einzelaktien aufnehmen.

Etwas anderes kann für Mischfonds, die verschiedene Anlagearten repräsentieren oder nachhaltige Fonds, die nach ethischen, sozialen oder ökologischen Kriterien anlegen, gelten. Hier handelt es sich aber oft um Aktienanlagen.

Deine Vermögensübersicht könnte wie die Grafik unten aussehen. Dabei wurde unterstellt, dass die Summe des angelegten Geldes ein Betrag über 10.000,00 Euro ist. Das ist aber nur ein Beispiel. Du solltest deinen Gesamtbetrag nehmen, den du angelegt hast.

 

Vermögensübersicht
Anlage: 10.000 Euro
Anlageart Ist in Euro Ist in %
Geld  xxx x
Anleihen  xxx x
Aktien  xxx x
Immobilien  xxx x
Edelmetalle  xxx x
Insgesamt 10.000,00 100%

 

Ist in % = Ist in Euro mal 100 geteilt durch 10.000 (bzw. den Betrag, den du angelegt hast).

 

Ordne deine vorhandene Anlage unter der „Ist in Euro“ Spalte ein. Bevor du dein „Ist in %“ ermitteln kannst, musst du erst all dein ganzes bereits vorhandenes Vermögen mit Beträgen eintragen. Dann kannst du sehen, ob die Gesamtanlage mehr oder weniger als 10.000 Euro ist. Die Prozentsätze ermittelst du dann, in dem du dein „Ist in Euro“ mal hundert nimmst und dann durch deinen „Ist in Euro“ Betrag teilst.

 

Wie soll die Anlage künftig aussehen?

Angenommen, du hast deine eigene Vermögensübersicht erstellt. Übertrage dann dein Ergebnis auf meine Tabelle unten (erste beiden Spalten), wo als Beispiel 70% der 10.000 Euro in Geld, 10% in Anleihen, 10% in Aktien, 0% in Immobilien und 10% in Edelmetalle angelegt waren.

Wie viel Geld möchtest Du künftig anlegen und in welche Anlagearten?

In der nachstehenden Tabelle bin ich davon ausgegangen, dass ich künftig eine Anlage von 100.000 Euro haben möchte. Ich möchte aber die Aufteilung zwischen Geld, Anleihen, Aktien, Immobilien und Edelmetallen ändern. Dabei möchte ich mehr in Aktien anlegen, nämlich 60%. Die Geldanlage soll nur noch 5% betragen, die in Anleihen 20%, die in Immobilien 10% und die in Edelmetalle 5%.

In die letzte Spalte stelle ich dann den „Soll-Betrag in Euro“ entsprechend den Soll-Prozentsätzen. Dann erhalte ich bei den von mir unterstellen Ausgangs- und Sollwerten folgende Tabelle:

 

Vermögensübersicht
Anlage: 100.000 Euro
Anlageart Ist in Euro Ist in % Soll in % Soll in Euro
Geld    7.000,00 70 5  5.000,00
Anleihen    1.000,00 10 20 20.000,00
Aktien    1.000,00 10 60 60.000,00
Immobilien    0 0 10 10.000,00
Edelmetalle    1.000,00 10 5  5.000,00
Insgesamt  10.000,00 100% 100% 100.000,00

 

Die monatlichen Überschüsse sollten dann künftig dort angelegt werden, wo die „Soll in Euro“ Beträge noch zu niedrig sind. Ist der „Ist in Euro“ Betrag höher als der „Soll in Euro“ Betrag, kann man umschichten.

Die Beträge und Prozentsätze liegen natürlich in deinem Ermessen. Das muss nicht so angelegt sein, wie ich die Prozentsätze im Beispiel oben vorgegeben habe. Du kannst auch Anleihen, Aktien und Immobilien gleich gewichten. Das musst du allein oder mit Hilfe eines Vermögensberaters entscheiden.

Deine Aufgabe ist es, die Ist- und Soll-Beträge anzuschauen und entsprechend den von dir gewünschten Prozentsätze anzulegen (oder mit Hilfe eines Vermögensberaters anlegen zu lassen).

Deine Vermögensanlage wird immer besser werden, je mehr du über die einzelnen Anlagearten weißt. Da musst du zumindest ein Grundwissen erwerben. Du musst wissen, was Anleihen oder Aktien sind. Du musst wissen, was Fonds oder ETFs sind. Du musst wissen, was Edelmetalle sind. Ferner musst du wissen, wie Immobilienwerte (falls du welche hast) ermittelt werden. Je früher du dich darüber informierst, je besser. Irgendwann wird dir deine Vermögensanlage leichtfallen.

 

Zusammenfassung

Eine Vermögensübersicht zu erstellen, ist gar nicht so einfach. Dazu braucht man ein solides Grundwissen über die einzelnen Anlagearten. Denn man muss den jeweiligen Wert (die Werte ändern sich) der Anlageart kennen. Noch schwieriger ist es, das Geld auf Dauer richtig anzulegen und umzuschichten.

Millionär zu werden ist harte Arbeit, wenn man keine Glücksfee zur Seite hat.

Unabdingbar ist der Überblick über das vorhandene Vermögen und die einzelnen Anlagearten. Wer diesen Überblick selbst nicht erstellen kann, braucht einen Vermögensberater.

Wer seine monatlichen Überschüsse, klug und diszipliniert anlegt, gewinnt nicht nur an Selbstvertrauen, sondern baut ganz gezielt seinen persönlichen Wohlstand auf. Damit solltest du so früh wie möglich beginnen. Denn die Zeit ist auf deiner Seite.

Über die Autorin

Frau Rosa-Maria Krämer, Rechtsanwältin für Finanzen, Freie Autorin

Dr. Rosa-Maria Krämer

Rechtsanwältin i.R. und freie Autorin

Ich habe mich ein Leben lang mit Recht und Geld befasst. Über 30 Jahre lang war ich Anwältin für eine Großbank. Dort habe ich Kollegen über ihre Produkte befragt und sie über das dazugehörige Recht beraten. Ich war nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA tätig, und bin mit dem Thema Recht und Geld bestens vertraut.

Information
Alle Paragrafen, die ich nenne, sind auf http://www.gesetze-im-internet.de zu finden.

Das Bundesjustizministerium und das Bundesamt für Justiz drucken auf der genannten Webseite Gesetze und Verordnungen ab. Du kannst die Webseite kostenlos benutzen.

Ausländisches Recht wird hier nicht behandelt.

Die Gesetze werden im Folgenden erst mit ihrem vollen Namen (z.B. Bürgerliches Gesetzbuch) und dann mit dessen Abkürzung (BGB) zitiert.

Für das Wort Paragraf steht das Paragrafenzeichen (§). Die Absätze in den Paragrafen werden mit der Abkürzung für Absatz (Abs.) und die Sätze mit der Abkürzung für Satz (S.) zitiert. Die Nummer wird mit Nr. und darunter aufgelistete Buchstaben mit Buchst. abgekürzt. Manchmal liest man für den Ausdruck Buchst. auch Lit. in einem Gesetz, was von Litera kommt. Das ist die lateinische Bezeichnung für Buchstaben. Manche Gesetze haben keine Paragrafen, sondern Artikel (z.B. unser Grundgesetz). Die Abkürzung für Artikel ist Art., und dann zitiert man wie bei den Paragrafen weiter.

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